Liebe Mitglieder der SMSH, liebe Besucher unserer Homepage
Hypnose ist gerade in aller Munde. In Zeiten von verstärktem Wettbewerb mit teilweise unangemessenen Heilsversprechen durch Laien, die Hypnose in Berufsgebieten anwenden, wo ihnen eine fundierte Ausbildung und Qualifikation fehlt, sind wir gefordert uns zu positionieren. Hypnose ist kein Businessmodell, nicht einfach eine Methode, die man in wenigen Tagen erlernen und dann anwenden soll. Hypnose ist viel mehr!
Wir als SMSH setzen uns seit unserer Gründung 1981 für eine qualitativ hochwertige Ausbildung in medizinischer Hypnose und deren ethisch korrekte Anwendung durch Fachpersonen im Bereich der Gesundheitsberufe ein. Wir leben einen interdisziplinären Geist, der die verschiedensten Gesundheitsberufe zusammenbringt. Doch was genau macht uns aus? Was ist der «Geist der SMSH»? Weshalb lohnt es sich, sich für unsere Sache, die medizinische Hypnose, gerade bei der SMSH zu engagieren?
Wir haben verschiedene langjährige Mitglieder der SMSH gebeten dazu einen kurzen Text zu schreiben und sind ihnen dankbar für ihre aufschlussreichen und berührenden Zeilen. Ich lege ihnen diese gefreute Lektüre ans Herzen.
Martin Schmid, Präsident SMSH und der Vorstand der SMSH
Der „Geist der SMSH“ ist für mich vor allem durch grosse Kreativität und eine Vielfalt an Interessen und Aktivitäten geprägt, die sowohl beruflich als auch privat unser Leben bereichern. Unsere vielfältigen Interessen, die sich nicht nur auf die Medizin beschränken, sondern auch kulturelle und menschliche Aspekte umfassen, schaffen einen intensiven Austausch. Besonders wichtig erscheint mir dabei die Anerkennung der „feinstofflichen“ Aspekte in unserer ärztlichen Arbeit, die über die reine Evidenz hinausgehen und essentiell für unsere therapeutischen Ansätze sind. Als Mitglied der SMSH empfinde ich unsere Gesellschaft als eine professionelle Ärztegemeinschaft, die die medizinische Hypnose verantwortungsvoll in ihre klinische Praxis integriert. Das hohe Mass an ehrenamtlichem Engagement und die intensive, kollaborative Zusammenarbeit innerhalb der SMSH sind für mich Ausdruck unseres starken Gemeinschaftsgefühls. Über die Jahre hinweg habe ich mich durch das starke Zusammengehörigkeitsgefühl verbunden gefühlt, gefestigt durch gemeinsame Anstrengungen für die medizinische Hypnose und die Betreuung unserer Patientinnen und Patienten, insbesondere auch in Zeiten von Bedrohungen.
Für mich persönlich ist die medizinische Hypnose nicht nur ein berufliches Werkzeug, sondern ein integraler Bestandteil meines Lebens. Meine Zeit als Präsident der SMSH hat mir beispiellosen Zusammenhalt und tiefgehende berufliche wie persönliche Erfahrungen gebracht. Die Freuden, aber auch die grossen Herausforderungen, die ich in dieser Rolle erlebt habe, waren prägend und von unschätzbarem Wert für mein Leben. Blickend auf die Zukunft halte ich es für entscheidend, dass wir die ethischen Grundsätze in der Anwendung der Hypnose hochhalten. Dies umfasst eine klare Kommunikation über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Methode und eine deutliche Abgrenzung von nicht-professionellen Ansätzen, um die Sicherheit unserer Patienten zu garantieren. Der gelebte und bewusste Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, im „Geist der SMSH“, ist für mich der Schlüssel zur weiteren Entwicklung und zum langfristigen Erfolg unserer Gesellschaft.
Peter Sandor, ehemaliger Präsident SMSH
Beginn
1997 motivierte mich - ohne Hypnose (!) - Philip Zindel, der mich aus der Sekretariatsführung einer ande-ren Ärztegesellschaft her kannte, mich für das SMSH-Sekretariat zu bewerben. Ich bewarb mich. 1998 waren wir handelseinig und sind es seither geblieben. Auch wenn die SMSH mit «Hypnose» in ihrem Wortlaut «Schlaf» beinhaltet, bei der Sekretariatsführung wurde ich nie schläfrig, ich fiel nie in Trance, und es wurde mir bei der Arbeit nie langweilig! Heute, 26 Jahre später, bereue ich keinen Augenblick der Zu-sammenarbeit. Im Gegenteil! Ich habe viel dazugelernt. Aus Zusammenarbeit entstand Freundschaft. So viel zum SMSH-Geist, wie er sich über mich ergoss.
Veränderung
Als ich das Sekretariat übernehmen durfte, zählte die SMSH 311 Mitglieder. Davon 83 (27 %) Frauen und 228 (73 %) Männer. Heute - ein Vierteljahrhundert später - zählt die SMSH 520 Mitglieder, und zwar 295 (57 %) Frauen und 225 (43 %) Männer. Diese quantitative Betrachtungsweise zeigt: Der «SMSH-Geist» ist in dieser Zeit um 67% gewachsen [die Schweizer Wohnbevölkerung um 27%; die Anzahl berufstätiger Ärzte um 74%] und er ist um das 3,5-fache (!) weiblicher geworden. Aufgrund der heutigen Frauen-Mehrheit könnte man lächelnd behaupten: «Hypnose ist weiblich»! Ob damit auch ein qualitatives Wachstum der SMSH einherging, bleibt zu untersuchen. Während diesen 26 Jahren wurden die Geschicke der SMSH von 5 verschiedenen Präsidenten und 44 verschiedenen Vorstandsmitgliedern (17 Frauen und 27 Män-ner) geleitet. Die weiblichen Vorstände zeigten mit durchschnittlich 7.9 Amtsjahren leicht höheres Durchhaltevermögen als die männlichen Kollegen mit durchschnittlich 6.4 Amtsjahren.
Leider lässt sich nicht eruieren, ob die SMSH-Mitglieder im Durchschnitt älter oder jünger geworden sind, da die entsprechenden Daten fehlen.
Fachspezifisch hat sich die SMSH-Mitgliedschaft wie folgt verändert: Der grösste Mitgliederzuwachs (66; 32%) entstammt der Psychiatrie auf neu 125 Mitglieder, dichtgefolgt von den Grundversorgern (62; 30%) auf neu 207 und den Somatischen Ärzten (61; 29%) auf neu 83 Mitglieder. Die Zahnärzte verzeich-nen einen Mitgliederrückgang (6; -3%) und bilden mit 78 Mitgliedern fachtechnisch nurmehr die viertgröss-te Gruppe, und die Psychologen weisen mit 27 Mitgliedern mittlerweile eine ansehnliche Gruppenstärke aus.
Aufgrund von Äusserungen, die ich über die Jahre hinweg mitbekommen habe, meine ich den Rück-schluss ziehen zu dürfen, dass der Grund zur Hypnoseausbildung zunehmend auch in der Absicht liegt, Selbsthypnose anzuwenden. Vielleicht stand das SMSH-Mitglied und Pionier Bertrand Piccard dabei zu Gevatter. Möglicherweise widerspiegelt sich darin aber auch eine Art Gegenbewegung zum zunehmen-den Zeitgeist: «Immer mehr und immer schneller»!
Zukunft
Ich wünsche der SMSH für ihre Zukunft, dass ihr der Pioniergeist, wie er auf der SMSH-Homepage von Johannes Flückiger beschrieben wird, nicht abhandenkommt: «Nicht nur leitliniengerechte Behandlungen abzuspulen, sondern neugierig und engagiert Neues ausprobieren und dann mit Kollegen teilen.» Und dies in Eleanor Roosevelt‘s Geist: Great minds discuss ideas, average minds discuss events, small minds discuss people.
Der SMSH-Geist aus der Sicht des Sekretariats
Vreni Greising
Dass die SMSH von einem ganz besonderen Geist beseelt ist, kann niemandem entgehen, der auch nur einmal an der Jahrestagung in Balsthal hereingeschaut hat. Da sieht und hört man in der Kaffeepause nur fröhliche Gesichter von Menschen, die sich offensichtlich freuen, einander wiederzusehen. Man hat Spass, bespricht aber auch ernste Themen – immer in einer Stimmung von gegenseitigem Wohlwollen und Freundschaft. Doch nicht nur die Kaffeepausen… In den Workshops lebt eine Mischung von Ernst und Heiterkeit, zwischen Referenten und Teilnehmern begegnet man sich stets mit grossem Respekt und auf Augenhöhe. Und dann die Fallvorstellungen im Plenum am Freitagmorgen! Alle haben ihren Wecker früh gestellt, denn die Fallvorstellungen sind der erste Anlass am Morgen. Der Saal ist meist bis zuhinterst voll, während vorne ein Kandidat, der am Ende seiner Ausbildung steht und oft noch nie einen öffentlichen Vortrag gehalten hat, eine persönliche Erfahrung aus seiner eigenen «hypnotischen Küche» schildert. Wo sonst finden wir eine solche Vertrautheit zwischen Publikum und Referent - und wie kommt sie zustande?
Einerseits haben Viele im Publikum die Erfahrung schon selbst gemacht, so vor Ihren Kollegen zu stehen, sich dabei vielleicht ein bisschen aus dem Fenster zu lehnen, und es war für sie eine grossartige Erfahrung! Andererseits herrscht seit den allerersten Anfängen der SMSH eine Lernkultur auf Augenhöhe und in Freundschaft. Die Gründer der SMSH waren keine internationalen Koryphäen, von denen man mit Ehrfurcht die Früchte der Weisheit empfing. Sie lernten voneinander im Austausch und durch praktisches Üben aneinander. Bis heute hat sich die wunderbare Tradition erhalten, dass sich unsere Tagungen in Balsthal nicht in der Sonne von grossen internationalen Namen baden, sondern dass wir diese «drei schönsten Tage» in einem «bottom-up» Sinn hauptsächlich mit Austausch und Üben aus den eigenen Reihen gestalten. Möge dieser Geist der SMSH noch viele Generationen inspirieren!
Phillip Zindel, Gründungsmitglied und ehemaliger Präsident SMSH
Wenn wir an unsere Jahrestagungen im November denken, tauchen Bilder, Gesichter, Stimmen, Worte von vielen im Lauf der Jahre uns lieb gewordenen Kolleginnen und Kollegen auf ... Erinnerungen, in erster Linie natürlich November-Erinnerungen an gemeinsame Gespräche, Workshops, Mahlzeiten, Feste, Wanderungen, und vor allem an das verbindende Gefühl von Interesse, Freude und Lust an einer gemeinsamen Sache: medizinische Hypnose. Und wir staunen immer wieder, wie in dieser Atmosphäre von Freundschaft, Wohlwollen und Toleranz viele auf ihre ganz spezielle, meist sehr professionelle manchmal auch auf originelle, gar skurrile, schräge Art ihren Zugang zur Hypnose präsentieren. Als Verfechter der medizinischen Hypnose findet man ein Zuhause bei der SMSH. Wir teilen eine schöpferische Tradition, und gerne staunen wir gemeinsam, woraus sich ein »Wir-Gefühl« für unsere ärztliche Gemeinschaft entwickelt. Diese Gemeinschaft vermittelt ein Heimatgefühl, ein Gefühl von Freiheit in der Geborgenheit – die Japaner nennen es Amae (甘え).
In der kreativen Vielfalt unserer Mitglieder zeigt sich der Geist der SMSH, der immer noch sehr geprägt ist von den wenigen pionierhaften Ärzten, die 1981 im Bahnhofbuffet Zürich zusammen kamen und den Impuls gaben, der uns nach wie vor bewegt und bereichert. Unsere Identität als Ärztegesellschaft für Hypnose ist einzigartig und ermöglicht gesundheispolitisch in direktem Kontakt mit der FMH (Fähigkeitsausweis!), die Hypnose dort zu verbreiten, wo sie vielleicht am niederschwelligsten auf fruchtbare Art und Weise angewandt werden kann: bei jeder ärztlichen Tätigkeit, in der Suggestion und Trance stets vorhanden sind, mangels Wissen und Bewusstsein oft nicht dem Wohl der Betroffenen dienen, sondern so manches Mal sogar schaden.
Eine rein ärztliche Hypnose wäre isoliert und somit inzuchtgefährdet. Erst durch die Kontakte mit anderen, auch mehr psychotherapeutisch orientierten Disziplinen kann sie sich weiterentwickeln und aufblühen. Gleichzeitig müssen sich auch (hoch)spezialisierte und etwas abgehobenere Therapeuten immer wieder an den vermeintlich banalen Erfordernissen des ärztlichen Alltags orientieren. Um diese Kultur des fruchtbaren Austausches im Sinne einer Win–win-Situation geht es, wenn die SMSH im Laufe der Jahre immer mehr nichtärztliche Mitglieder ausgewählt und aufgenommen hat. Dabei behält sie ihre Identität als eine methodenspezifische ärztliche Gesellschaft, die durch diese ausgelesenen fachfremden Mitglieder aufgewertet und bereichert wird.
So wirkt der Geist der SMSH ständig weiter.
Wie der Soziologe Ferdinand Tönnies (1855-1936) in seinem Werk »Gemeinschaft und Gesellschaft« (1887) begreifen wir unsere Mitglieder als die medizinische Hypnose wollende und bejahende Wesen: Wir verbinden uns mit der Hypnose, weil sie uns interessiert, und erforschen sie neugierig: im Alltag jeder für sich; in der Ausbildung und auf den Jahrestagungen, im lebhaften, toleranten Austausch in Workshops etc., bei denen jedes Mitglied seine persönlichen, ob auch gewagten Ideen seinen wohlwollenden Kolleginnen und Kollegen mitteilen, diskutieren und ausprobieren kann. Gleichzeitig ist es wichtig, hypnotisch wirkenden Koryphäen bzw. Geschäftsmodellen offen, aber kritisch gegenüberzustehen und uns von Gesellschaften der Laienhypnose und unangemessenen Heilsversprechen zu distanzieren.
Die Kunst der Hypnose lässt Raum für Staunen, Intuition und Kreativität. Sie steht komplementär zu einer schulmeisterlichen, akademischen Lehre und Praxis. Die medizinische Hypnose ist wohl lösungsorientiert, aber eher eine gefühlsnahe, erfahrungs- und ausdrucksorientierte und weniger eine rationale, auf erlerntes Wissen ausgerichtete Form der medizinischen Behandlung.
Im Einklang mit dem Geist der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Medizinische Hypnose fragen wir uns kontinuierlich – gemeinsam und jeder für sich – wofür wir einstehen: Was bedeutet mir die medizinische Hypnose? Wodurch fühle ich mich mit der SMSH verbunden? Was scheint mir für die Zukunft der medizinischen Hypnose wichtig?
Dabei ist die Zielrichtung stets die professionelle Aus- und kontinuierlicher Weiterbildung in medizinischer Hypnose zur persönlichen Weiterentwicklung der individuellen Kreativität bei der Gewährleistung und Förderung einer exzellenten Versorgung der sich uns anvertrauenden Patienten.
Gary Bruno Schmid, langjähriges Mitglied und Ausbildner SMSH
Hans Wehrli, ehemaliger Präsident der SMSH
Fachlicher Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist besonders in diesen herausfordernden Zeiten ein wichtiger Beitrag – auch zur eigenen Standortbestimmung. Die SMSH so eine Gemeinschaft Gleichgesinnter zum Wohle unserer Patienten und uns selbst. Geprägt von Freundschaft, Vertrauen, Ehrlichkeit Wertschätzung und Wohlwollen ist sie wie ein «Heimathafen» all die Jahre für mich gewesen und ist es immer noch trotz der geografischen Distanz durch meinen Umzug nach Salzburg. Das Bekenntnis zu den internationalen ethischen Richtlinien für Hypnose, forschungsbasierte Weiterbildungen sowie die Weiterentwicklung des Curriculums in medizinischer Hypnose nach neuesten Standards mit der Anerkennung durch das SIWF sind ein Gütezeichen und Alleinstellungsmerkmal auf dem boomenden Hypnoseanbietermarkt. Ich bin dankbar, dass ich als Mitglied im Vorstand die SMSH mitgestalten durfte und kann nur jede und jeden ermuntern diese Gelegenheit, wenn sie sich bietet, zu ergreifen. Um die Anforderungen und Aufgaben auch in der Zukunft zu meistern braucht es engagierte Mitglieder die den Weg der Professionalisierung mittragen und den Geist der SMSH hochhalten.
Salzburg 27.4.2024 Hedi Kaiser, ehemaliges Vorstandsmitglied SMSH
Der Geist der SMSH lebt davon, dass wir uns dank gemeinsamen Trancen, tiefer als im Alltag begegnen. Das Teilen unserer «Unvollkommenheiten» und unserer Verletzlichkeit führt zum Erleben echter Mitmenschlichkeit und Anteilnahme und manchmal sogar Heilung.
Trance ist langsam und sinnlich, ein sowohl-als-auch von linkem und rechtem Hirn. Die Langsamkeit öffnet den Raum zwischen Reiz und Reaktion – wie schon Viktor Frankl erkannte – und macht uns kreativer und offen für Neues. Darum gehört zum Geist der SMSH und zum Wesen von Trance, dass unsere Toleranz und Akzeptanz bezüglich unserer Verschiedenartigkeit, gegenüber Widersprüchlichem und Unbestimmtheit echt viel grösser ist. Heute ist «Ambiguitätstoleranz» in aller Munde. In unserer SMSH üben und vermitteln wir dies seit Jahrzehnten. Und das schwappt natürlich erfrischend in unseren Alltag hinüber. Darum schwingt in den Begegnungen unserer Mitglieder – sei dies am Jahreskongress in Balsthal oder in einer Intervisionsgruppe – oft so viel Leichtigkeit, Heiterkeit und Humor mit. Was ich an unserer Gesellschaft zudem schätze, ist dass die medizinische Hypnose fest auf dem Fundament der Humanmedizin respektive der Wissenschaftlichkeit steht und wir gleichzeitig so viel Erfahrungen mit artverwandten Therapiemethoden (gemeinsam ist Embodiment) machen können, wie z.B. Ego State-Arbeit, Brainspotting, PEP, Achtsamkeits-traditionen etc. Beim Schreiben dieser Zeilen spüre ich Freude, genauer echte Vorfreude auf die drei Tage unserer Jahresversammlung im kommenden November in Balsthal.
Auf bald!
Heini Frick, ehemaliger leitender Redaktor CH-Hypnose Bulletin
Im Frühling 1996 lernte ich, 37- jährig, seit zwei Jahren zahnmedizinische Hypnose in eigener Praxis praktizierend, Dr. Katalin Bloch-Szentagothai, Anästhesistin aus Basel, in einem Supervisionsseminar auf Gozo kennen. Vielen ist sie als Katica bekannt. Sie hielt einen Workshop über Notfallkommunikation und therapeutische Hypnose. Als Mitglied der SMSH, gebürtige Ungarin und empathische Referentin mit Herzblut zum Thema Medizinische Hypnose wies sie mir den Weg in die SMSH.
Im Sommer 96 fuhr ich nach Budapest, mit einem Vortrag über „Musik und Trance während einer zahnärztlichen Behandlung“ im Gepäck zum Internationalen Hypnosekongress. Hier traf ich u.a. weitere Referenten und Mitglieder der SMSH - es war der Beginn einer tiefen freundschaftlichen und professionellen Beziehung, die bis heute anhält. Ich fühlte mich von Beginn an herzlich Willkommen und erlebte in vielen Jahren eine Atmosphäre des Wohlwollens, des professionellen Gedankenaustausches und des achtsamen Umganges miteinander - unter Referenten, Mitgliedern und Kursteilnehmern.
Die Ernsthaftigkeit, sich dem Thema Hypnose immer wieder zu nähern, ihre Wirksamkeit zu evaluieren und sie als seriöses Therapeutikum zu lernen und zu lehren, beeindruckte mich sehr. Die gemeinsame Plattform der interdisziplinären Grundausbildung und späteren Weiterbildung hatte immer das Ziel, Mediziner und Zahnmediziner für medizinische/zahnmedizinische Hypnose zu begeistern, über den Tellerrand seines Fachgebietes zu schauen und sich interdisziplinär auszutauschen und fortzubilden.
Höhepunkt war und ist der Jahreskongress der SMSH im November eines jeden Jahres. Viele spezielle Workshops erinnern an den „Spirit der SMSH“… - die Begegnungen zwischen den Teilnehmenden sind von Herzlichkeit, Vielfältigkeit und Offenheit geprägt. Im Sekretariat der SMSH fand ich bei Vreni Greising immer ein offenes Ohr und Unterstützung. Herzlichen Dank! Das Überarbeiten von Lehrinhalten und Lernzielen für die Grund - und Weiterausbildung erlebte ich als kollegialen Gedankenaustausch - und auch hier immer wieder der persönliche Bezug zum Einzelnen.
Die Veränderungen in den globalen und nationalen Strukturen hat auch zu Veränderungen der Rahmenbedingungen für die SMSH geführt.
Die Frage, wofür steht die SMSH heute?, darf und kann aus meiner Sicht nur wie folgt beantwortet werden: Das Wirken unserer Mitglieder ist von einer tiefen humanistischen Haltung geprägt, unseren Patienten auf Augenhöhe zu begegnen und Selbstheilungskräfte zu reaktivieren - den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen und seine vorhandenen Ressourcen prozess-und lösungsorientiert zu nutzen. Show-oder Laienhypnose hat hier keinen Platz! Im Umgang miteinander sollten wir dem rauen Wind der Entmenschlichung im Gesundheitswesen mit Fairness, Empathie und Achtsamkeit begegnen. Den veränderten Anforderungen an unsere Organisation durch die Digitalisierung müssen wir offen und kritisch gerecht werden, ohne uns Menschen als Menschen auf diesem Weg zu verlieren. Die hohe Qualität unserer Aus-und Weiterbildungskurse muss weiterhin gewährleistet sein. Die Einbeziehung der Assistenzberufe und des Pflegepersonals in unseren Ausbildungsrahmen ist ein Erfordernis der neuen Zeit.
Wir sollten den jüngeren Mitgliedern die Möglichkeit geben, aktiv in der SMSH zu partizipieren, ihre Bedürfnisse und Wünsche/Vorstellungen zu formulieren und sich kreativ untereinander auszutauschen.
… und vielleicht war es dieses von mir empfundene Gefühl im Sommer 1996 in Budapest beim ungarischen Nationaltanz, dem gemeinsam getanzten Csardas der Kongressteilnehmer auf dem Campus der Universität, sich glücklich zu schätzen, die SMSH und deren Spirit durch Fritz Trechslin, Philip Zindel, Claude Beguelin, Thomas Gysin, Hedwig Kaiser, Konrad Wolf, Katica u.a. kennengelernt zu haben… im Sinne von Albert Schweitzer:
Du darfst am Guten in der Welt mitarbeiten.
Ute Stein (Vorstandsmitglied der SMSH, SMSHdent, Vizepräsidentin der DGZH), Kos, Mai 2024